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21 Juni 2022

Von Schlangen, Spinnen und anderen Ängsten … Wie funktioniert Glaube, wenn um einen herum ein beängstigendes Thema nach dem anderen aufploppt?

Schließe deine Augen und stelle dir vor, wie sich eine giftige Schlange zielstrebig auf dich zubewegt oder wie sich eine riesige pelzige Spinne auf deinen Kopf abseilt.
Was macht das mit dir? Erlebst du Gefühle der Enge, Anspannung, Unruhe? Kurz gesagt, spürst du Angst? Verwunderlich wäre es nicht, denn Schlangen und Spinnen können bei vielen nicht mit großer Beliebtheit glänzen. Woran liegt das? Evolutionsbiologisch waren solche giftigen Tiere eine Lebensbedrohung für unsere Vorfahren.
Diese Angst ist so sehr in unseren Genen verankert, dass sie heute noch in uns ist, obwohl ich kaum glaube, dass die Mehrzahl der Leute, die diese Zeilen lesen, schon jemals ernsthaft durch Schlangen oder Spinnen in Lebensgefahr steckten.
Angst im Hier und Jetzt
Eine Umfrage von 2021 ergab, dass die größte Angst der deutschen Bevölkerung die Steuererhöhung/Leistungskürzungen durch Corona sei. Zudem herrscht seit Anfang 2022 Krieg in Europa. Eine Situation, die für viele von uns neu ist.
Schaue ich weiter in meinen Berufsalltag stelle ich fest, dass wir durch die letzten zwei Jahre Pandemie den Anschluss an viele Jugendliche verloren haben und dadurch auch nicht wirklich Wegbegleiter in ihren Ängsten sein konnten. Und solche ganz persönlichen Ängste wie die Angst nicht zu genügen, die Angst zu versagen, die Angst etwas zu verpassen, kennen ich und vermutlich viele andere gut genug. All die genannten Dinge lösen in mir Enge, Unruhe, Anspannung aus. Genau die gleichen Gefühle, wie bei unserem Schlangen-Spinnen-Gedankenexperiment.

Und nun?
Geschehnisse im Leben fordern immer wieder den Glauben heraus. Vieles wird in Frage gestellt, auch Gott. Der Glaube ist erstarrt, hat keinen Tiefgang mehr. Vielleicht, weil das Weltgeschehen zu hektisch, brisant und nervenzermürbend ist. Vielleicht, weil Glaube aus Beziehungen besteht, welche in den letzten Monaten bei vielen zu kurz gekommen sind. Vielleicht, weil das eigene Gottesbild nicht zu dem passt, was um einen herum geschieht und sich dadurch unendlich viele Fragen auftun.
Literatur über Angst sagt aus: Angst möchte uns beschützen. Durch Angst bündelt der Körper Energie, fokussiert sich und verhält sich dementsprechend. Durch Angst erhalte ich im besten Fall einen gesunden Respekt vor Situationen und wäge Entscheidungen genauer ab. Das Problem ist nicht das, vor dem wir Angst haben, sondern die Angst vor dem Gefühl der Angst, weil diese Gefühl eben so unangenehm ist.

Damit wird’s besser
1. »Doch gerade dann, wenn ich Angst habe, will ich mich dir anvertrauen.« Psalm 56, 4
Wir sollen mit Gott im Gespräch bleiben, über das, was uns beschäftigt und uns schlaflose Nächte bereitet.
2. Die Angst vor der Angst überwinden. Angst ist nichts Schlechtes, sondern die eigene Bewertung macht die Angst erst zu etwas Schlechtem. Schaden und Blockieren mich die Gefühle der Angst oder machen sie mich achtsam und lassen mich fokussieren?
Durch Angst kommen wir ins Tun. Auch wenn dieses Tun ‚nur‘ darin besteht, dass ich mich gedanklich damit auseinandersetze, wie Leben wäre mit erhöhten Lebenshaltungskosten oder die Erkenntnis, dass ich versagen darf und es hat oft keine wirklich bedrohlichen Folgen für mich.
Wir können beginnen, Angst als bereitgestellte Energie anzusehen, um anstehende Herausforderungen zu lösen. Wir können versuchen, dass unser Glaubensleben nicht erstarrt, solange wir mit Gott im Gespräch bleiben. Vielleicht können wir sogar mit unserer neuen Bewertung von Angst ohne unangenehme Gefühle an Schlangen und Spinnen denken.


Darius Dunkel

Lydia Günther
Bildungsreferentin im CVJM Thüringen

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